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Sie wollten die DM und bekamen den Kapitalismus

Vor 30 Jahren, am 9.11.1989, öffnete die DDR ihre Grenze. Der bisherige Ostblock hatte Risse bekommen und brach nacheinander zusammen. Die Bevölkerung im Osten wollte haben, was sie im Westen vermutete: Wohlstand und Freiheit. Sie bekam aber den Kapitalismus – mit voller Breitseite. In Westdeutschland hatte man mit der Sozialen Marktwirtschaft seit der Währungsreform 1948 gegen gesteuert. Der Osten fiel hingegen ungeschützt dem Kapitalismus zum Opfer. Nur durch horrende Transferzahlungen aus dem Westen wurde Schlimmeres verhindert.
Die Unterhändler der neuen DDR hatten es nicht geschafft, ihre sozialistische Bodenreform zu behalten. Der volkseigene, wirtschaftlich notwendige Boden wurde nach der Wiedervereinigung fast restlos wieder privatisiert, oft in langwierigen Verfahren („Rückgabe vor Enschädigung“). Jetzt war Bodenpacht fällig. Industrie und Landwirtschaft wurde praktisch der Boden unter den Füßen weggezogen. Ferner wurden die bisherigen staatlichen Kredite zu Fremdkapital, für das die ehemals volkseigenen Betrieben nun Zins zu zahlen hatten – und zwar auf westdeutschem Niveau, das noch dazu bis über 12 % gestiegen war: die Bundesregierung brauchte Geld für die Finanzierung der Transferleistungen. Dann fielen die Kunden in den ehemals sozialistischen Bruderländern aus. Im Westen dagegen waren die Ost-Produkte – noch – nicht konkurrenzfähig. Nicht einmal die eigene Bevölkerung wollte ihre harte DM gegen Ostprodukte tauschen. Die Folge: die Ost-Produktion war nicht mehr finanzierbar. Reihenweise sprangen vorher an Unternehmensübernahmen interessierte westdeutsche Firmen wieder ab. Nur zu Ramschpreisen konnte die Treuhand die Unternehmen privatisieren. Die Arbeitslosigkeit stieg von Null auf über 20 Prozent.
Zur Beseitigung des Kapitalismus schlagen wir die freiwirtschaftlichen Reformen „Freiland“ und „Freigeld“ vor. Sonst versucht man es immer wieder mit Kommunismus und Nationalismus.
Köln, den 4.11.2019
Hans Kadereit

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