500 Jahre sozialer Wohnungsbau in Deutschland. Von der Vorreiterrolle zur Auslaufware.
Im August 1521 jährte sich das 500jährige Bestehen der Fuggersiedlung in Augsburg. Der ältesten Sozialsiedlung der Welt.
Doch was ist von dieser Vorreiterrolle in puncto sozialer Wohnungsbau heute übrig geblieben?
Für den Gegenwert eines rheinischen Gulden können in Not geratene Menschen in der Fuggersiedlung eine Wohnung beantragen. Derzeit beträgt die jährliche Kaltmiete 0,88 Cent und die monatlichen Nebenkosten ca. 85 Euro.
In den 1970er Jahren gab es in Westdeutschland bis zu 4,6 Millionen Sozialwohnungen.
Heute im Jahr 2024 sind es bundesweit nur noch 980.000 Sozialwohnungen mit sinkender Tendenz weiterhin.
Im Jahr 2022 wurden nur noch Förderzusagen für den Bau von 23.000 Sozialwohnungen gegeben.
Deutschland besitzt bei 83 Millionen Einwohnern nur noch 980.000 Sozialwohnungen. Dies entspricht einem Anteil von 1,1 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
In Österreich gibt es bei 9 Millionen Einwohnern stolze 900.000 Sozialwohnungen. Dies entspricht einem Anteil von 10 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
In Dänemark gibt es bei 6 Millionen Einwohnern einen Bestand an Sozialwohnungen von 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
Das erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt betrug in Deutschland für das Jahr 2024 stolze 4,3 Billionen Euro. In Österreich 473 Milliarden und in Dänemark 412 Milliarden Euro.
Wie kann es angehen bzw. wie ist es plausibel begründbar, daß ein Land wie Deutschland welches ein Bruttoinlandsprodukt aufweist, welches 10mal größer ausfällt wie das Bruttoinlandsprodukt von Österreich und Dänemark nur einen Anteil von 1,1 Prozent Sozialwohnungen an der Gesamtbevölkerung aufweist und Länder wie Österreich und Dänemark einen Anteil von 10 Prozent bzw. 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
Deutschland würde 8 Millionen Sozialwohnungen benötigen um auf den Stand von Österreich zu kommen bzw. 16 Millionen Sozialwohnungen benötigen um auf den Stand von Dänemark zu kommen.
Zwar werben einige Parteien in ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl damit mehr Sozialwohnungen bauen zu wollen. Allerdings fallen jährlich mehr Sozialwohnungen aus der Sozialbindung heraus wie der Bau von neuen Sozialwohnungen gefördert wird. An der Gesamtsituation wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Die SPD warb in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl von 1972 damit, daß zwischen 1970 und 1972 jährlich zwischen 500.000 und 600.000 neue Wohnungen gebaut wurden. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland nur noch 294.000 Wohnungen neu gebaut.
Wer im Jahr 2022 nur noch 23.000 Sozialwohnungen neu fördert würde 347 Jahre bis in das Jahr 2372 benötigen um wieder einen Anteil wie Österreich von 10 Prozent Sozialwohnungen an der Gesamtbevölkerung zu bekommen. Um auf einen Anteil wie Dänemark von 20 Prozent zu kommen würden nochmal 347 Jahre vergehen bis in das Jahr 2719.
So herunter gewirtschaftet ist in Wahrheit die Zukunft des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland.
Die Wohneigentumsquote ist in Deutschland im Zeitraum von 1993 bis 2018 zwar von 39 Prozent auf 46,5 Prozent gestiegen. Im internationalen Vergleich fällt diese Quote allerdings immer noch ziemlich gering aus.
Die Wohneigentumsquote beträgt in Ländern wie Rumänien, Ungarn, Slowakei, Singapur, Kuba, Vietnam, Litauen, Kroatien, China, Nepal, Russland, Indien, Serbien, Polen, Bulgarien, Oman, Indonesien, Estland, Norwegen, Lettland, Mexiko, Thailand und Malta zwischen 80 bis 96 Prozent.
Bei einem Anstieg der Wohneigentumsquote von 7 Prozent in 15 Jahren würde es bis in das Jahr 2306 dauern bis Deutschland eine Wohneigentumsquote wie Singapur von 90 Prozent aufweisen kann.
Sozialer Wohnungsbau und Förderung von Wohneigentum verkommt in Deutschland immer mehr zur Utopie.
In Deutschland ist die durchschnittliche Mietbelastungsquote von 2014 bis 2018 in nur vier Jahren in manchen deutschen Großstädten um bis zu 20 Prozent angestiegen. Der Anteil der Haushalte mit einer Mietbelastungsquote von über 30 Prozent liegt in den deutschen Großstädten bei 45 bis 50 Prozent.
Und dies vor dem Hintergrund, daß in den deutschen Großstädten jede zweite Wohnung ein sogenannter Singlehaushalt ist und in den Mieten ein Zinsanteil von 70 bis 80 Prozent begründet liegt.
Die Forderungen der Humanwirtschaftspartei
Als erste Maßnahme sollte die monatliche Mietbelastung einen Anteil von 25 Prozent vom monatlichen Nettoeinkommen nicht mehr übersteigen. Übersteigt die Mietbelastung diesen Anteil wird ein Mietzuschuss gewährt.
Vorkaufsrecht der Kommunen an Grund und Boden.
Rückkauf von bereits veräußerten und privatisierten Mietwohnungen.
Rechtliche Umstellung des privaten Rechts an Grund und Boden. Grund und Boden gehört der Allgemeinheit.
Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus und Werkswohnungsbaus. Die deutsche Wirtschaft erwirtschaftete im Jahr 2024 ein BIP von 4,3 Billionen Euro. Jedes Unternehmen bezahlt von seinem jährlichen Umsatz einen Anteil von 1 Prozent in einen Wohnungsbaufond ein. Die Unternehmen können aber auch selbst jährlich 1 Prozent ihres Umsatzes in die Förderung von Werkswohnungen investieren.
Die Bilanzsumme aller deutschen Banken betrug im Jahr 2024 eine Summe von 10,9 Billionen Euro. Auch die Banken sollen 1 Prozent von ihrer Bilanzsumme in einen Wohnungsbaufond einbezahlen.
Jede Mietwohnung verliert pro Jahr 1 Prozent ihrer monatlichen Mietbelastung. Je älter die Wohnung desto günstiger die Miete.
Keine Mietwohnung sollte in Deutschland älter wie 80 Jahre sein. Mietshäuser welche älter wie 80 Jahre sind müssen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Keine Mietwohnung sollte älter sein wie die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen.
Jede selbstgenutzte Eigentumswohnung oder Haus verliert pro Jahr 1 Prozent von der ursprünglichen Kaufsumme.
Somit verliert eine Mietwohnung bzw. Eigentumswohnung/Haus nach 80 Jahren insgesamt 80 Prozent ihrer ursprünglichen Miete wie im Baujahr des Mietshauses. Bei Eigentumswohnungen/Haus dementsprechend 80 Prozent der ursprünglichen Kaufsumme wie im Entstehungsjahr.
Was möchte die Humanwirtschaftspartei damit bezwecken
In fast allen Ländern der Welt soll eine Mietwohnung meistens eine Doppelfunktion erfüllen. Auf der einen Seite soll eine Wohnung das Grundbedürfnis der Menschen nach einer billigen Obdacht erfüllen. Auf der anderen Seite soll aber auch eine Wohnung eine Kapitalanlage für die Immobiliengesellschaften bzw. Wohnungsbaugesellschaften sein und genügend Rendite erwirtschaften. Nur beide Funktionen zusammen widersprechen sich meistens völlig.
In München sind die Grundstückspreise von 1950 an bis 2015 um 36.400 Prozent gestiegen. Die Durchschnittlöhne sind im gleichen Zeitraum nur um 2.100 Prozent gestiegen. Somit sind die Grundstückspreise um das 18fache schneller angestiegen wie die Durchschnittslöhne.
Wer hier nun gegenüber wem im Vorteil ist brauchen wir wohl kaum weiter erörtern.
Ein Staat sollte stets in der Lage sein, den Grundbebürfnissen des Lebens und seiner Bürger mehr Achtung zu schenken wie dem Renditestreben des Immobilienmarktes.
Die Humanwirtschaftspartei befindet, dass die Grundbedürfnisse des Menschen nicht dem Renditestreben des Kapitals unterworfen werfen sollten. Menschliche Grundbedürfnisse gehören in die Hand der Allgemeinheit und unter staatlichen Schutz gestellt.
Wenn das Leben auf Erden dem natürlichen Verfall unterworfen ist, wenn es bei Lebensmitteln ein Haltbarkeitsdatum gibt, dann sollte das Geldsystem (Geldwerte) denselben Prinzipien unterworfen werden mit einer monatlichen Verfallsgebühr von 1 Prozent.
Auch Immobilien und andere Sachwerte sollten daher einem natürlichen Verfallsprinzip unterworfen werden und pro Jahr 1 Prozent ihres ursprünglichen Baupreises/Kaufpreises verlieren.
Die Humanwirtschaftspartei strebt eine Reform des Bodenrechts an. Das Privatrecht an Grund und Boden wird abgeschafft. Privateigentümer an Grund und Boden werden nach dem Verkehrswert entschädigt.
Mit einem natürlichen Verfall auf Immobilien möchte die Humanwirtschaftspartei den sogenannten Erneuerungsdruck im Immobilienmarkt erhöhen.
In Deutschland wurden 25 Prozent des Wohnungsbestandes vor 1949 erbaut und 39 Prozent des Bestandes wurde zwischen 1949 und 1979 erbaut. Somit ist 65 Prozent des Wohnungsbestandes älter wie 45 Jahre.
Die Anzahl der leerstehenden Häuser ist in Japan im Jahr 2023 auf 9 Millionen angestiegen. Bei bis zu 4 Millionen leerstehenden Häusern können schon keine Eigentümer mehr ermittelt werden. Bis zum Jahr 2038 soll der Anteil der leerstehenden Häuser in Japan auf 31,5 Prozent ansteigen. Bei vielen leerstehenden Häusern in Japan bleiben die Kommunen oftmals auf den Abrisskosten sitzen.
Die durchschnittliche Mietbelastung vom durchschnittlichen Nettoeinkommen beträgt in manchen Ländern wie folgt: Afghanistan 7,8 Prozent; Bangladesh 8,5 Prozent; Jemen 8,9 Prozent; Nepal 9,3 Prozent; Algerien 9,8 Prozent.
Die höchste durchschnittliche Mietbelastung vom durchschnittlichen Nettoeinkommen weist Singapur mit 40,8 Prozent auf.
47 Staaten der Welt weisen eine durchschnittliche Mietbelastung zwischen 10 bis 20 Prozent auf. Weitere 65 Staaten weisen eine durchschnittliche Mietbelastung zwischen 20 und 30 Prozent auf.
Es gibt Staaten auf der Welt welche trotz einer höheren Einwohnerdichte wie in Deutschland trotzdem niedrigere Mietbelastungen bei seinen Bürgern aufweisen wie in Deutschland.